Ratgeber

Erkältungen sanft kurieren

Schnell erkennen und richtig handeln

Immer wieder zur kalten Jahreszeit schwappen die Erkältungswellen durchs Land. Um einen herum wird überall geniest und geschnieft – und meist dauert es nicht lange, bis es einen selbst „erwischt“ hat. Zwischen zwei und vier Erkältungen bekommen Erwachsene durchschnittlich pro Jahr. Darum sollte man gewappnet sein, denn die Krankheitsdauer lässt sich zwar nicht verkürzen, aber die Symptome lassen sich erträglicher machen.

Eine Erkältung kommt eigentlich immer ungelegen. Ob ein wichtiges berufliches Meeting, ein langersehnter Konzertbesuch oder ein große Feierlichkeit – man hat doch fast immer etwas Besseres zu tun als sich mit schmerzendem Hals, laufender Nase und quälenden Hustenanfällen herumzuplagen. Doch gerade im Winter ist den lauernden Viren kaum zu entkommen. So sind zwei bis vier der so genannten grippalen Infekte pro Jahr ganz normal, bei Kindern sogar bis zu zehn.

Die Erkältung ist die häufigste Erkrankung der Welt und dennoch ist ihr seit Jahrtausenden offenbar kein Einhalt zu gebieten. Wie die Hieroglyphen verraten, litten bereits die alten Ägypter unter Husten, Schnupfen und Halsweh. Und bis heute ist es der Wissenschaft nicht gelungen, ein wirksames Gegenmittel zu entwickeln. Das liegt vor allem daran, dass es etwa 200 bis 300 verschiedene Viren aus mindestens fünf Gruppen gibt, die den Infekt hervorrufen. Die meisten stammen aus der Familie der Rhino- und Adenoviren. Da diese sehr unterschiedlich aufgebaut sind, ist es nahezu unmöglich, einen Impfstoff zu entwickeln, der gegen alle Erreger schützt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Viren variabel sind und immer wieder mutieren. Also selbst, wenn man heute eine Schutzimpfung herstellen könnte, würde diese morgen gegen die sich ständig verändernden Viren schon wieder unwirksam sein.

Ansteckungsgefahr in größeren Menschenmengen

Dass grippale Infekte besonders häufig im Herbst und Winter auftreten, hängt auch damit zusammen, dass Kälte das Immunsystem schwächen kann. Eigentliche Auslöser sind aber die Viren. Übertragen werden sie per Tröpfchen- und Schmierinfektion zum Beispiel durch Niesen oder Anhusten, und sie lauern auf Türklinken, Haltegriffen, auf Bargeld, Telefonen und ähnlichem. Enger Kontakt wie in öffentlichen Verkehrmitteln, größeren Menschenmengen, Kaufhäusern und Kinos fördert also die Ansteckung und verschafft den Viren leichtes Spiel. Sie können eingeatmet werden oder gelangen über die Hände auf die Schleimhäute von Mund, Augen und Nase.

Ob und wie stark sie sich hier einnisten, liegt vor allem an der Leistungsfähigkeit der körpereigenen Abwehrkräfte. Neben der Kälte können weitere Faktoren wie Stress, Schlaf- und Bewegungsmangel sowie eine einseitige und ungesunde Ernährung dem Immunsystem schaden.

Zur Vorbeugung sind daher Maßnahmen wie viel Bewegung an frischer Luft, eine vitamin- und mineralstoffreiche Kost, ausreichend Schlaf und Entspannungstechniken hilfreich. Auch Wechselduschen, Saunagänge und häufiges Händewaschen (mit Wasser und Seife reicht) können schützen. Als pflanzliche Immunstimulanzien gelten Roter Sonnenhut (Echinacea purpurea) und die südafrikanische Kapland-Pelargonie. Sie können nicht nur während einer Erkältung, sondern auch zur Stärkung des Immunsystems im Vorfeld eingenommen werden.

Eine Ansteckung macht sich zunächst meist mit einem leichten Kratzen oder Schmerzen im Hals bemerkbar, oft treten auch Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen und Niesreiz auf. Dann beginnt die Nase zu kribbeln und es wird verstärkt ein wässriges Sekret ausgeschieden. Die Schleimhäute röten sich und schwellen an, wodurch die Nase verstopft. Das Sekret wird mit der Zeit dickflüssig und gelb. Im Weiteren kommen häufig Hustensymptome hinzu, beginnend meist mit einem trockenen Reizhusten, der in einen festsitzenden Husten übergeht. Im ungünstigsten Fall können sich aufgrund der durch die Viren geschwächten Schleimhäute und des verminderten Sekretflusses zusätzlich Bakterien ansiedeln und ausbreiten und so Infektionen wie eine Stirn- oder Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis) verursachen.

Nach fünf bis neun Tagen ist es überstanden

In den meisten Fällen verläuft eine Erkältung allerdings harmlos. Nach fünf bis neun Tagen ist der Infekt in der Regel überstanden. Diese Genesungsdauer lässt sich auch durch Medikamente nicht verkürzen. Um aber die unangenehmen Beschwerden zu lindern und Komplikationen möglichst vorzubeugen, ist es trotzdem ratsam zu (be)handeln. Damit fängt man am besten gleich bei den ersten Anzeichen an. Gegen die quälenden Halsschmerzen haben sich Lutschtabletten mit Salbei, Isländisch Moos oder einem Mineralkomplex mit hohem Hydrogencarbonat-Gehalt bewährt. Auch Gurgeln mit einer Salzlösung ist wohltuend, kann entzündungshemmend wirken und befeuchtet die Rachenschleimhaut. Viele schwören zudem auf warme Wickel: Dafür beispielsweise gekochte Kartoffeln zerdrücken, in ein Tuch einschlagen, etwas abkühlen lassen und dann vorsichtig um den Hals legen. Grundsätzlich ist ein wärmender Schal jetzt das beste Accessoire.

Gegen lästigen Schnupfen sind verschiedene Maßnahmen hilfreich. Inhalationen mit Kochsalzlösung, Kamille oder Apfelessig (mit Wasser im Verhältnis 1:1) befeuchten die Schleimhäute und können ebenso befreien wie milde Nasensprays, beispielsweise mit Meersalz und Menthol. Eine sinnvolle Sache sind Nasenduschen mit Salzlösung. Sie lösen festsitzenden Schleim und Krusten und spülen zudem Krankheitserreger hinaus – die tägliche Anwendung über mehrere Tage und Wochen kann häufig sogar einer schmerzhaften Nebenhöhlenentzündung effektiv entgegenwirken. Wenn die Nase völlig verstopft ist, kommt man allerdings manchmal um ein abschwellendes Spray nicht herum. Es ermöglicht wieder ein freies Durchatmen und einen ungestörten Schlaf, der besonders bei Infekten für die Genesung und das Immunsystem sehr wichtig ist. Länger als eine Woche sollte das Medikament jedoch nicht benutzt werden, da sonst ein Gewöhnungseffekt eintritt und die Nasenschleimhaut austrocknen kann.

Unter dem typischen Husten leiden die Betroffenen nicht nur selbst, sondern darüber hinaus das ganze Umfeld. Gegen die quälenden Hustenanfälle wirkt ebenfalls Inhalieren häufig beruhigend. Pflanzliche Mittel mit Thymian, Spitzwegerich, Efeuextrakt und Süßholzwurzel tragen ebenfalls zur Linderung bei. Ein altes Hausmittel (für Erwachsene) ist mit Honig gesüßtes warmes Bier am Abend. Bewährt hat sich zudem eine Bronchial-Packung nach Dioskurides, einem der berühmtesten Ärzte des Altertums. Hierfür je einen Teelöffel Honig, Meersalz und Apfelessig in einem Liter warmem Wasser auflösen, ein Tuch darin tränken und auf die Brust legen. Warm abdecken. Zu Hustenstillern aus der Apotheke sollte man bevorzugt abends greifen, um nachts zur Ruhe zu kommen. Morgens empfiehlt sich dann eher ein Hustenlöser. Reichliches Trinken von Wasser, Saftschorlen oder Kräutertees unterstützt zusätzlich die Verflüssigung von zähem, festsitzendem Schleim.

Das Geheimnis der Hühnersuppe

Schon seit Ur-Großmutters Zeiten gilt Hühnersuppe als das Hausmittel gegen grippale Infekte. Inzwischen wurde ihre Wirkung in amerikanischen Studien sogar wissenschaftlich bestätigt. Der wohltuende Effekt setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen:

  • Das Cystein: Dieser Eiweißbaustein ist die stärkste Geheimwaffe der Hühnersuppe, dank seiner entzündungshemmenden, abschwellenden Wirkung. Er fördert die Immunreaktionen des Körpers, indem er bestimmte weiße Blutkörperchen – und zwar die für Entzündungsprozesse verantwortlichen Neutrophilen – blockiert. Auf diese Weise können sie weit weniger Schaden anrichten.
  • Die Dämpfe: Wenn der Dampf aus der heißen Brühe hochsteigt, befeuchtet er die Schleimhäute und löst den Schleim, so dass Krankheitserreger leichter abtransportiert werden.
  • Die Wärme: Löffel für Löffel wärmt uns die Hühnersuppe von innen. Verkrampfungen lockern sich, den Viren wird ordentlich eingeheizt – und das mögen sie gar nicht.
  • Das Zink: Eine frisch gekochte Hühnersuppe ist reich an immunstärkendem Zink, das hier durch seine Bindung an den Eiweißbaustein Histidin besonders gut vom Körper aufgenommen werden kann.
  • Extra-Tipp: Wer die entzündungshemmende Wirkung der Hühnersuppe noch verstärken will, fügt ein bisschen frischen Ingwer oder Chili hinzu.

Ein wohltuendes Erkältungsbad nehmen

Bei Frösteln oder Gliederschmerzen kann außerdem ein Erkältungsbad das Befinden verbessern. Die Temperatur sollte dabei 38 bis 39 Grad nicht übersteigen. Durch die Wärme wird die Durchblutung gesteigert – das entspannt verkrampfte Muskeln und lindert damit oftmals die Schmerzen. Außerdem hebt das Wasser die Körpertemperatur wie bei einem leichten Fieber etwas an, was die Abwehrmechanismen stimuliert. Hinterher dann unbedingt schön warm einpacken und eine Weile ruhen. Fiebernde sollten von einem Vollbad allerdings absehen, da es den Kreislauf zu stark belasten kann. Dazu sei zum Abschluss auch noch gesagt, dass bei länger anhaltendem Fieber über 39 Grad, bei Ohren- oder starken Kopfschmerzen sowie eitrigem Schleimauswurf der Gang zum Arzt angezeigt ist. Er kann dann feststellen, ob sich eine bakterielle Infektion wie eine Nebenhöhlenentzündung entwickelt hat und gegebenenfalls Antibiotika notwendig sind.