Hypnose
Ein Blick in die faszinierende Welt des Unterbewusstseins

Wenn es um Hypnose geht, kursieren viele Mythen und Missverständnisse. So manch einer denkt dabei an Showhypnose. Situationen, bei denen der Hypnotiseur dem Freiwilligen auf der Bühne vermittelt, er sei ein Huhn, woraufhin dieser plötzlich anfängt zu gackern. Ich nehme gleich vorweg – um diese Art der Hypnose geht es im Bereich Coaching und Therapie nicht.
Auch sonst möchte ich mit diesem Artikel gerne mit Sorgen und Ängsten in Bezug auf Hypnose aufräumen und ein neues Grundverständnis für diese tolle Methode schaffen. Was ist Hypnose eigentlich genau und was ist Hypnose nicht?
Auch, wenn es einfach anzuwenden ist und wirkt, ist „Hypnose“ schwierig mit Worten zu beschreiben. Es gibt in Fachbüchern oder im Netz viele unterschiedliche Definitionen von dem, was Hypnose eigentlich ist. Das liegt daran, dass diese vielfältig ist und in verschiedenen Feldern angewendet wird.
Hypnose ist ein Zustand, bei dem eine Person sehr fokussiert ist. Auch im Alltag gibt es solche tranceartigen Zustände (Trance = in Hypnose sein). Es ist wie in einen guten Film vertieft oder von einem guten Buch gefesselt zu sein. Die Umwelt rückt in den Hintergrund, wir sind ganz auf das Buch oder den Film fokussiert.
Im fokussierten Zustand ist das Bewusstsein der Person verändert und offener für Lösungen und neue Ideen.
Auch wenn sich das Wort Hypnose vom griechischen Wort für Schlaf (hypnos) ableitet und wir währenddessen oft (aber nicht immer) die Augen geschlossen haben, ist der Zustand der Trance kein Schlaf und auch keine Bewusstlosigkeit. Menschen in Hypnose sind zwar sehr entspannt, atmen ruhig und manchmal bewegen sie sich auch nicht groß, aber mit Schlaf hat das nichts zu tun. Wir sind hellwach und empfänglich für die Botschaften und Worte des Hypnotiseurs. Unser Bewusstsein rückt nach hinten und unser Unterbewusstsein wird zugänglich. Das Bewusstsein ist aber nicht „ausgeschaltet“, es kann sich jederzeit melden, wenn wir uns unwohl fühlen sollten.
Das erklärt auch, warum wir in Trance keine Dinge tun, die wir nicht möchten. Wir geben keine Geheimnisse preis - auch nicht den Pin unserer EC-Karte. Wir bleiben auch nicht „stecken“. Die Steuerungsfähigkeit des Bewusstseins bleibt erhalten – auch wenn sie etwas in den Hintergrund rückt.
Vorstellen kann man sich das, wie eine Mutter (=Bewusstsein), die ihr im Zimmer spielendes Kind (=Unterbewusstsein) beobachtet. Sie lässt es spielen, kann aber jederzeit eingreifen, wenn es sich in „Gefahr“ bringt.

Wie nutzen wir Hypnose in Therapie und Coaching?
Unser Unterbewusstsein, mit dem wir in Hypnose arbeiten, ist wie eine riesige Festplatte. Auf ihr sind alle Informationen unseres Lebens gespeichert – Erinnerungen, Gedanken, Gefühle, sogar Gerüche, die mit Erlebnissen in Verbindung stehen. Wir können im Alltagsbewusstsein auf ca. 5 % der gespeicherten Daten zugreifen, die restlichen 95% sind uns nicht auf Anhieb zugänglich. Es ist wie bei einem Eisberg – die meisten Anteile sind unter der Wasseroberfläche verborgen und nur die Spitze ist sichtbar.
Dass uns Dinge nicht immer präsent sind, hängt auch mit der Schutzfunktion des Gehirns zusammen. Es gibt quasi einen „kritischen Faktor“ – also eine Art Türsteher – der verhindert, dass Informationen ins Unterbewusstsein kommen und umgekehrt. Der Sinn ist es, uns im Alltag nicht zu überfordern. Durch diesen Schutzmechanismus wird verhindert, dass Dinge an die Oberfläche gelangen die wir nicht verarbeiten können.
Dennoch beeinflusst unser Unterbewusstsein unsere Emotionen, unsere Gedanken und auch unser Verhalten. Unbewusste Glaubenssätze, ungelöste innerpsychische Konflikte und emotionale Muster aus der Vergangenheit führen so dazu, dass wir in unserem Jetzt beeinflusst werden. Wenn uns diese Gefühle einschränken, kann Hypnosetherapie helfen Dinge bewusst zu machen und aufzulösen.
Auch im Coaching – dass sich mit Themen im Hier und Jetzt beschäftigt – kann Hypnose gut genutzt werden, um Lösungsprozesse anzuregen. Die Lösung für persönliche Probleme steckt oft in uns selbst und mit Hypnose kommt sie an die Oberfläche. Ressourcen können bewusstgemacht und das Selbstbewusstsein gestärkt werden.
Hypnose versus klassische Psychotherapie
Wir Menschen gehen unterschiedlich mit unseren Gefühlen um. Manche können gut über ihre Emotionen sprechen und verstehen, was sie fühlen – anderen fällt das schwerer. Gespräche oder gesprächsbasierte Methoden helfen nicht jedem dabei, den Kopf (also das Denken) und das Herz (also das Fühlen) miteinander zu verbinden.
Aber genau diese Verbindung ist wichtig, wenn man etwas im eigenen Leben wirklich und dauerhaft verändern möchte. Unser Gehirn besteht aus verschiedenen Bereichen – und die müssen zusammenarbeiten, damit Veränderungen tief und nachhaltig wirken können.
Die Hypnose schafft durch die Arbeit in Trance einen einfachen Zugang zu unseren Emotionen. Die Regressionshypnose beispielsweise lässt uns über das Gefühl in eine bestimmte Situation gehen, die uns nicht mehr in bewusster Erinnerung ist. Mit Hilfe des Hypnotiseurs, können wir die Situation dann für uns neu bewerten. Die damit verknüpfte Emotion verändert sich und wird dann nicht mehr als belastend erlebt.
Hypnose und psychotherapeutische Methoden (zum Beispiel aus der Verhaltenstherapie) können aber sehr gut kombiniert werden, um dysfunktionale Gedanken bewusst zu machen und zu verändern.
In welchen Bereichen hat sich Hypnose bewährt?
- Depressionen
- Angststörungen
- posttraumatische Belastungsstörungen
- Angst- und Stressreduktion in Zahnarztpraxen
- Mentales Trainig bei Sportlern
- Schmerzlinderung (z. B. Kopfschmerzen/Migräne)
- Raucherentwöhnung
- Gewichtsreduktion
- Linderung von Allergiesymptomen
- Lösungen emotionaler Blockaden u.v.m.
Was passiert in Hypnose?
Am Anfang gibt es eine Art Entspannungsphase(Induktion) – , in der der Hypnotiseur den Klienten in den tranceartigen Zustand der Hypnose führt. Anschließend wird je nach Art der Hypnose z.B. mittels Suggestionen gearbeitet, die individuell auf die Bedürfnisse des Klienten abgestimmt sind. Eine Alternative ist die interaktive Hypnose in der ein Dialog zwischen dem Hypnotiseur und dem Klienten stattfindet. Der Ablauf, die Ziele und Wünsche des Klienten werden vor der Hypnose besprochen. Wie fühlt sich Hypnose an und bin ich überhaupt hypnotisierbar?
Es gibt nicht „das Gefühl“. Jeder Mensch fühlt Hypnose anders, manche merken währenddessen auch gar nichts. Das ist aber kein Zeichen dafür, dass Hypnose nicht wirkt. Es gibt Hinweise für die Trance, wie beispielsweise Schwere in den Armen und Beinen, Flattern der Augenlider, Schluckreflex, Juckreiz usw.
Aber auch, wenn der Klient diese Merkmale nicht wahrnimmt, kann die Trance wirken. Die Wirkung der Trance kann auch mal verzögert einsetzen (bis Wochen nach der Hypnose). Manchmal sind die Veränderungen anfangs augescheinlicher für Außenstehende erkennbar.
Wie viele Sitzungen es benötigt ist je nach (Schwere des) Thema(s) und auch nach Klient verschieden.
Es gibt auch Menschen, die gar nicht auf Hypnose ansprechen. Das sind mit ca. 5 -10 % der Klienten in Hypnosepraxen verhältnismäßig wenig, der größte Teil spricht gut auf die Trance an.
Fazit
Ich denke es ist an der Zeit, Hypnose bekannter und zugänglicher zu machen, da dies ein sehr wirksames Instrument ist, das sowohl präventiv als auch therapeutisch und in vielen Bereichen genutzt werden kann. Hypnose ist ein faszinierendes Werkzeug, das Menschen bei der Verbesserung ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens unterstützen kann. Es schenkt damit Lebensqualität. Die Wirksamkeit ist durch verschiedene Studien und Forschungsarbeiten in einigen Bereichen belegt und die Hypnose findet daher immer mehr Anerkennung, auch in Bereichen der Schulmedizin. Wenn Sie neugierig geworden sind, könnte es sich lohnen, mehr über Hypnose zu erfahren und möglicherweise selbst eine Sitzung auszuprobieren. Wenden Sie sich an einen qualifizierten Hypnotiseur, um ihr Anliegen zu besprechen und die besten Ergebnisse zu erzielen.
Quellen: TherMedius, Hanspeter Rickling Buch Regressionshypnose
Giusi Teufel
Heilpraktikerin für Psychotherapie