Schwerpunkt

Die Basis für ein gesundes Leben

Stoffe, die die Körperfunktionen in Schwung halten

Der Körper braucht zum Leben nicht nur die so genannten Makronährstoffe wie Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett, sondern noch eine ganze Reihe weiterer Substanzen. Sie werden oft unter dem Begriff „Vitalstoffe“ zusammengefasst und haben viele unverzichtbare Aufgaben im Körper.

Vitalstoffe, das bedeutet „Lebensstoffe“ (Vita = lat. Leben). Wissenschaftlich ist der Begriff nicht eindeutig definiert, da er eine ganze Reihe verschiedener Stoffklassen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zusammenfasst und auch nicht immer gleich verstanden wird. Aber er beschreibt sehr treffend, worum es geht: um Substanzen, die unser Körper nicht oder nicht ausreichend selbst herstellen kann, aber zum Überleben braucht, da sie bestimmte Stoffwechselvorgänge erst möglich machen.

Zu den Vitalstoffen werden zum Beispiel Vitamine, Vitaminoide, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe sowie essentielle Fettsäuren gezählt. Sie können wichtige Rollen, etwa bei der Energiegewinnung, dem Aufbau von Zellen und Geweben und der Immunabwehr spielen. Sie sorgen für gesunde Augen und Nerven oder sind als Hormonbestandteile oder Enzyme im Einsatz.

Woher kommt der Name Vitamin?

Der Name Vitamin leitet sich wie bei den Vitalstoffen von dem Wort Vita = Leben ab, kombiniert mit der Bezeichnung „Amin“, die für bestimmte stickstoffhaltige Verbindungen steht. Das 1912 als erstes entdeckte Vitamin, das B1 oder Thiamin, war nämlich ein solches Amin. Zwar zeigte sich später, dass nicht alle Vitamine zu dieser Stoffklasse gehören, aber der Name blieb erhalten.

So ist etwa Vitamin A – das so genannte „Augenvitamin“ – der Baustoff für das Sehpigment Rhodopsin, das für das Hell-Dunkel-Sehen benötigt wird. Ohne Vitamin A wäre der Mensch nachtblind. Eine andere bekannte Vitaminmangelerkrankung ist das alte Seefahrerleiden Skorbut, das auf einen starken Vitamin-C-Mangel zurückzuführen ist und sich durch Schwäche, Haut- und Schleimhautblutungen, verzögerte Wundheilung, Gelenkentzündungen, Muskelschmerzen und Zahnausfall äußern kann. Bei den Mineralstoffen ist Kalzium mengenmäßig im Körper am stärksten vertreten und unverzichtbar für gesunde Knochen und Zähne. Das Spurenelement Jod wird zum Aufbau der Schilddrüsenhormone benötigt, ohne die der menschliche Stoffwechsel und Energiehaushalt aus dem Gleis gerät. Essentielle Fettsäuren wie die vielgerühmten Omega-3-Fettsäuren werden zum Beispiel für den Bau von Zellmenbranen gebraucht und schützen Herz und Kreislauf.

Vitamine – die organischen Vitalstoffe

Unter dem Begriff Vitamine wird eine Gruppe von organischen Verbindungen zusammengefasst, die der Organismus nicht selbst produzieren kann (mit Ausnahme von Vitamin D), aber für ein gesundes Funktionieren braucht – sie sind also essentiell. Man unterscheidet zwei Gruppen von Vitaminen: die fett- und die wasserlöslichen. Die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K können vom Darm nur in Verbindung mit Fett oder Öl gut aufgenommen werden. Deshalb sollte man beispielsweise Karotten, die die Vitamin-A-Vorstufe Beta-Carotin enthalten, immer mit etwas Butter oder Speiseöl verfeinern. Da solche Vitamine im Fettgewebe des Körpers gespeichert und angereichert werden können, besteht bei dieser Gruppe auch die Möglichkeit der Überdosierung.

Alle anderen Vitamine sind wasserlöslich und werden bei Überschuss mit dem Urin wieder ausgeschieden. Sie werden kaum gespeichert und müssen daher kontinuierlich zugeführt werden. Insgesamt benötigt der Mensch 13 Vitamine.

Vitamine – die Alleskönner

Es gibt wohl kaum einen Stoffwechselvorgang im Körper, an dem die Vitamine nicht beteiligt sind. Sie lassen sich nach ihrer Löslichkeit in Fett oder Wasser in zwei Gruppen einteilen.

Fettlösliche Vitamine
Vitamin A (Retinol) hat wichtige Aufgaben bei der Zellerneuerung und beim Aufbau von Haut und Schleimhäuten. Es ist außerdem für gutes Sehen erforderlich. Enthalten ist Vitamin A reichlich in Leber, Fisch, Milch und Milchprodukten sowie als Vorstufe (Carotinoide) in vielen gelben und roten Gemüsen.

Ähnliche Nahrungsmittel, nämlich fetter Seefisch, Pilze, Ei und Käse, liefern dem Körper Vitamin D (Cholecalciferol). Das „Sonnenvitamin“ kann außerdem vom Körper selbst unter Einfluss von UV-Strahlen gebildet werden. Unter anderem deshalb wird es heute auch oft als Hormon eingestuft. Es ist vor allem für starke Knochen zuständig, weil es den Einbau von Kalzium fördert.

Vitamin E (Tocopherol) hat in letzter Zeit vor allem als Radikalfänger von sich reden gemacht. Dadurch und durch seine entzündungshemmende und immunstärkende Wirkung schützt es den Körper. Dazu wird es für die Zellmembranen gebraucht. Wichtigste Quelle für Vitamin E sind Pflanzenöle, auch in Fisch und grünem Blattgemüse steckt etwas davon.

Spinat und Grünkohl enthalten außerdem Vitamin K, das eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung spielt. Auch Leber und Ei enthalten den fettlöslichen Vitalstoff.

Wasserlösliche Vitamine
Zu dieser Gruppe gehören die acht Vitamine der B-Gruppe und das Vitamin C. Zum B-Komplex gehören die Vitamine B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin), B3 (Niacin), B6 (Pyridoxin), B12 (Cobalamin), Panthotensäure (auch B5), Folsäure (auch B9/B11) und Biotin (auch B7 oder Vitamin H).

Die B-Vitamine sind unter anderem für den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel sowie die Energiegewinnung zuständig. Wir brauchen sie für Blutbildung und Wundheilung, gesunde Nerven, Haut und Nägel. Eine gute Versorgung mit Folsäure ist speziell bei Kinderwunsch, in Schwangerschaft und Stillzeit wichtig. Gute Quellen für die meisten B-Vitamine sind Fleisch und Leber, aber auch Eigelb, Hülsenfrüchte, Hefe, Vollkorngetreide, Nüsse, Keime und einige Gemüse enthalten sie. Eine Sonderstellung nimmt das B12 ein: Es ist fast ausschließlich in tierischen Produkten zu finden, sodass Veganer ohne Nahrungsergänzung leicht einen Mangel erleiden können.

Etwas Besonderes ist auch das Vitamin-C unter den wasserlöslichen Vitaminen. Der auch als Ascorbinsäure bekannte Stoff stärkt das Bindegewebe und das Immunsystem, reguliert die Eisenaufnahme und bekämpft als starker Radikalfänger oxidativen Stress. Frisches Obst und Gemüse sind die besten Lieferanten, zum Beispiel Zitrusfrüchte, Acerola-Kirschen, Hagebutten, Kohl, Paprika, Spinat, schwarze Johannisbeeren, Sanddorn, Sauerkraut und Broccoli.

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Vitaminoide – die „Halb-Vitamine“

Neben den echten Vitaminen gibt es auch noch so genannte Vitaminoide. Diese kann der Körper zwar selbst herstellen, aber nur in begrenzter Menge. Zusätzlich sind sie auch in der Nahrung enthalten, wodurch unter normalen Umständen die Versorgung gesichert ist. Kommen ungünstige Bedingungen wie Stress, Krankheit und einseitige Ernährung zusammen, kann es aber zu Mangelzuständen kommen.

Ein wichtiges Vitaminoid ist etwa das L-Carnitin, ein aus zwei Aminosäuren zusammengesetztes Dipeptid. Es spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel, besonders bei der Fettverbrennung. Mit der Nahrung wird es vor allem aus Fleisch aufgenommen.

Die Vitaminoide Alpha-Liponsäure und Coenzym Q10 (Ubichinon) wirken bei der Energiegewinnung in den Zellen mit und sind außerdem starke Radikalfänger, die auch mit anderen Antioxidantien zusammenarbeiten. So kann etwa die Alpha-Liponsäure verbrauchte Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, Coenzym Q10 oder Glutathion wieder regenerieren.

Sekundäre Pflanzenstoffe – bieten Schutz

Antioxidative Eigenschaften haben auch viel sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole, Flavonoide und die große Gruppe der Carotinoide. Bei letzteren handelt es sich um fettlösliche, orangegelbe Pflanzenfarbstoffe, die in gelben bis roten Obst- und Gemüsesorten sowie in grünem Gemüse reichlich vertreten sind. Zu den wichtigsten Vertretern zählen Alpha- und Beta-Carotin, Lycopin, Lutein und Zeaxanthin. Carotinoide neutralisieren besonders effektiv Sauerstoffradikale und verhindern dadurch Schäden an wichtigen Molekülen. Ihnen wird eine vorbeugende Wirkung vor verschiedenen Krankheiten wie Herzinfarkt, Krebs und altersbedingten Augenleiden zugeschrieben. Außerdem können manche Carotinoide in Vitamin A umgewandelt werden, wirken also als Provitamine. Besonders Beta-Carotin hat eine hohe Vitamin-A-Aktivität.

Der Körper als „Chemiefabrik“

Unser gesamter Stoffwechsel – auch Metabolismus genannt – besteht im Grunde aus einer Vielzahl chemischer Reaktionen. Sie dienen dem Gewinn von Energie (Energiestoffwechsel), dem Aufbau von Körpersubstanz (Anabolismus) und auch ihrem Abbau (Katabolismus). Unser Körper ist also quasi eine extrem komplexe Chemiefabrik.

Mineralstoffe – sichern das Leben

Nicht nur organische Stoffe wie die Vitamine, Vitaminoide und sekundären Pflanzenstoffe sind unverzichtbar für die Gesundheit. Auch anorganische Substanzen werden im Körper dringend benötigt und können nicht selbst produziert werden. Mineralstoffe haben vielfältige Funktionen im Körper: Sie dienen als Baustoffe wie das Kalzium in den Knochen, sind Bestandteil von Hormonen wie Jod oder Selen, dienen dem Stofftransport wie das Eisen in den roten Blutkörperchen oder arbeiten in Regelkreisen zusammen wie Natrium und Kalium bei der Weiterleitung von Nervensignalen.

Mineralien werden in Mengenelemente und Spurenelemente unterteilt. Zu den Mengenelementen gehören Kalzium, Chlor, Kalium, Natrium, Magnesium, Phosphor und Schwefel. Sie sind in unserem Organismus stark vertreten – mit mehr als 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht – und müssen auch in entsprechender Menge aufgenommen werden. So sollten wir aus der täglichen Nahrung etwa ein Gramm Kalzium und zwei Gramm Kalium erhalten. Magnesium nimmt mit 300-350 Milligramm täglichem Bedarf ebenfalls einen wichtigen Platz ein. Es ist etwa für Knochen, Sehnen und eine gesunde Muskelfunktion erforderlich.

Spurenelemente werden dagegen buchstäblich nur in Spuren benötigt und sind in einer Konzentration von weniger als 50 mg/kg im Körper vertreten. Das macht sie allerdings nicht weniger wichtig. Zu den Spurenelementen zählen unter anderem Eisen, Fluor, Iod, Chrom, Kupfer, Mangan, Zink, Selen und Molybdän. So ist beispielsweise das Spurenelement Zink bedeutend für Zellwachstum und Energiestoffwechsel. Es ist Bestandteil vieler Hormone, unterstützt die Wundheilung und das Abwehrsystem und wirkt als Radikalfänger. Selen schützt die Zellen, reguliert die Aktivität der Schilddrüsenhormone und wird für die Spermienbildung benötigt. Trotz ihrer wichtigen Aufgaben sind viele Spurenelemente allerdings mit Vorsicht zu genießen, da sie bei Überdosierung zu Vergiftungen führen können. Wer die Zufuhr mit Nahrungsergänzungsmitteln erhöhen will, sollte sich deshalb vorher gut informieren und mit seinem Arzt besprechen.

Essentielle Fettsäuren – das Extra aus dem Fett

Mineralstoffe und auch Vitamine liefern dem Körper keine Energie, sondern sind nur wegen ihrer Funktion wichtige Nahrungskomponenten. Aber auch bei den Energielieferanten Fett und Eiweiß gibt es Bestandteile, die der Mensch nicht selbst synthetisieren kann, aber unbedingt braucht. Dazu gehören die mehrfach ungesättigten Fettsäuren und einige essentielle Aminosäuren.

Fettsäuren sind – wie der Name schon sagt – Bausteine von Fetten. Es handelt sich dabei um lang organische Kohlenwasserstoffketten. Liegen zwischen den einzelnen Kohlenstoffatomen nur Einfachbindungen, spricht man von gesättigten Fettsäuren. Diese kommen vor allem in tierischen Lebensmitteln vor. Gibt es an einer oder mehreren Stellen Doppelbindungen, handelt es sich um einfach beziehungsweise mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Sie stammen meist aus pflanzlichen Fetten und haben positive Wirkungen zum Beispiel auf das Herz-Kreislauf-System. Gesundheitlich bedeutsam für den Menschen sind vor allem die so genannten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Die in der Bezeichnung enthaltene Zahl gibt dabei die Entfernung der ersten Doppelbindung vom Kettenende an. Zu den Omega-3-Fettsäuren gehören zum Beispiel die pflanzliche Alpha-Linolensäure sowie Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), die vor allem aus Fisch stammen. Bedeutsame Omega-6-Fettsäuren sind die Arachidonsäure, die Linolsäure und die Gamma-Linolensäure.

Phospholipide: Die Membranbauer

Die meisten Moleküle sind entweder wasserlöslich (hydrophil) oder fettlöslich (lipophil/hydrophob). Doch es gibt einige wenige Stoffe, die sich sowohl mit Fett als auch mit Wasser „verstehen“. Dazu gehören die Phospholipide. Sie bestehen aus einem hydrophilen, also wasserliebenden Kopf und zwei hydrophoben, also wasserabstoßenden und fettliebenden Kohlenwasserstoffschwänzen. Man nennt sie auch amphiphil.

Durch diese Eigenschaft können Phospholipide an Grenzschichten zwischen Wasser und Öl vermitteln. In wässrigen Lösungen bilden sie Doppelmembranen, bei denen die hydrophilen Teile nach außen und die hydrophoben nach innen zeigen. Diese Doppelmembranen sind der Grundbauplan unserer Zellmembranen. Sie trennen den Zellinnenraum von seiner Umgebung und schützen ihn so, erlauben aber auch einen Stoffwechsel. Besonders viele Phospholipide finden sich in Gehirn, Knochenmark und Nervensystem. Der Körper kann sie selbst herstellen, aber auch mit der Nahrung aufnehmen.

Die essentiellen Fettsäuren sind als Komponenten der Zellmembranen elementare Baustoffe im Organismus und wichtige Vorstufen hormonartiger Substanzen zur Regulierung des Stoffwechsels. Sie verfügen über blutdruck- und blutfettsenkende Wirkungen und hemmen Entzündungen. Speziell für Omega-3-Fettsäuren weisen verschiedene Untersuchungen außerdem auf eine schützende Wirkung vor Herzkrankheiten hin. Gute Lieferanten sind vor allem Pflanzenöle wie Lein- oder Rapsöl sowie fetter Fisch wie Makrele, Lachs oder Hering. Beides sollte also regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.

Mehr als 45 Vitalstoffe sind heute bekannt. Sie sind an unzähligen Prozessen im Körper beteiligt. Benötigt werden von den bioaktiven Stoffen zwar nur sehr kleine Mengen, aber ohne sie könnten die vielen Stoffwechselabläufe im Organismus nicht reibungslos funktionieren.

„Deine Nahrungsmittel seien deine Heilmittel.“

Hippokrates, griechischer Arzt